Schweizerischer Nutzfahrzeugverband
Association suisse des transports routiers
Associazione svizzera dei trasportatori stradali
Sektion Schwyz / Uri

Wirtschafts-, Markt,- und Kostensituation per 2023

Wirtschaftliche Situation und Marktlage

Die Lage in Politik und Wirtschaft ist weltweit sehr instabil. Seit Kriegsausbruch in der
Ukraine überschlagen sich die Ereignisse in den letzten Monaten regelrecht:


• Die Inflationsraten sind zunehmend auf hohem Niveau, und die Zinsen steigen – was enorme         
   Konjunkturrisiken mit sich bringt.


• Die COVID-Situation entspannt sich in einigen Regionen der Welt nach wie vor nicht,
   dies vor allem in China – noch immer funktionieren die Lieferketten nicht reibungslos.

• Der verheerende Angriffskrieg von Russland in der Ukraine hat massivste
   Auswirkungen auf die Energieversorgungs- und Ernährungssicherheit – die
   Treibstoffpreise haben längst Rekordhöhen erreicht.

Die wirtschaftliche Situation der Schweiz ist im Vergleich zu anderen Ländern relativ stabil.
Noch immer sind die Wachstumsprognosen im positiven Bereich. Allerdings leidet das
Strassentransportgewerbe massiv unter Kostensteigerungen von mindestens 6 Prozent.
Dazu kommen zusätzliche Kosten und Produktivitätsverluste aufgrund der akuten
Stauproblematik auf dem gesamten Strassennetz.

Transportkostenseitige Aspekte per 2023

a) Unveränderte LSVA
Auf das Jahr 2023 sind weder Tariferhöhungen noch Abklassierungen der LSVA seitens
Bund kommuniziert worden.

b) Steigende Staustunden
Laut der vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) publizierten Erhebung über die
Staubelastung, staute sich der Verkehr auf den Schweizer Strassen (inkl. NEB-Strecken)
im Jahr 2021 während insgesamt 32’481 Stunden. Damit wurde wieder ein Niveau erreicht,
das mit der Zeit vor Corona vergleichbar ist. Gegenüber dem Vorjahr (22'575 Staustunden)
entspricht dies einer Zunahme von +43.9%. Ursache für die Steigerung der Staustunden ist
in den meisten Fällen die Verkehrsüberlastung (89%). Die Folge sind enorme
Produktivitätsverluste im Gütertransport auf der Strasse.

Konkret:
Flächendeckend kommt es täglich zu Staus, Behinderungen und Zeitverlusten, sei es auf
dem Nationalstrassennetz, bei der Zufahrt in Städte und Agglomerationen oder auch auf
Überlandstrassen. Die höheren Aufwände und die damit verbundenen
Produktivitätsverluste verursachen bei der Transportdienstleistung hohe Kosten, die
konsequenterweise dem Kunden weiterverrechnet werden müssen!


c) Personal- und Einsatzplanung
Der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal, steigende Kosten beim Personalerhalt und der
Personalgewinnung sowie höhere Personalaufwände infolge Anstiegs von Ausfalltagen
und Betreuungsurlauben sind ein grosser Kostentreiber. Dies alles in einem Umfeld der
zunehmenden Unplanbarkeit der Aufträge und der damit verbundenen Unberechenbarkeit
bei der täglichen Personal- und Einsatzplanung.


d) Energie- und Einkaufspreise
Die innert sehr kurzer Zeit angestiegenen und weiter steigenden Energiekosten,
insbesondere im Bereich Diesel, Gas, AdBlue, aber auch höhere Kosten für Fahrzeuge,
Aufbauten, Ersatzteile und Reifen sowie deren lange Lieferfristen treffen die Branche hart
und treiben insbesondere die Transportkosten in die Höhe.


e) IT-Sicherheit und Cyberrisiko
Die Digitalisierung und Automatisierung sind in der Transport- und Logistikbranche
weiterhin ein topaktuelles Thema. Kundenseitig werden immer mehr umfangreiche
Standards und Schnittstellenanbindungen vorausgesetzt, die mit zusätzlichen Investitionen
gegen Cyberangriffe abgesichert werden müssen.

f) Steigendes Zinsniveau
Der jüngste Entscheid der Nationalbank bezüglich Anhebung des Leitzinses hat zur Folge,
dass sich betriebliche Investitionen schwieriger finanzieren lassen und Betriebs- und
Immobilienkredite teurer werden.


Fazit:
Die Produktivitätsverluste und die weiteren Kostentreiber wirken sich sehr unterschiedlich
auf die einzelnen Transportunternehmungen aus. Eine konsequente
Selbstkostenkalkulation unter Berücksichtigung der Kostensteigerungen ist unumgänglich.
Die Mehraufwände und die Produktivitätsverluste müssen zwangsläufig an die Kunden
weiterverrechnet werden, individuell berechnet nach Firma. Dies entweder mit
Preisanpassungen oder Rabattkürzungen.

3. Empfehlungen und Unterstützung der ASTAG

Erforderlich ist jetzt Eigeninitiative seitens Transportunternehmen. Vor diesem Hintergrund
kommt die ASTAG zu folgenden Einschätzungen zuhanden der Mitglieder:


• Überprüfung der unternehmerischen Kostensituation
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind grosse Kostensteigerungen ein wichtiger Faktor
für die Neuberechnung der Selbstkosten. Daher empfiehlt es sich, die firmeneigene
Kostenkalkulation spätestens vor den Kundenverhandlungen entsprechend zu
überprüfen. Die ASTAG bietet zu diesem Zweck verschiedenen Hilfsmittel an, zu finden
unter www.astag.ch / service / online-shop (ASTAG).


• Einsatz eines Dieselfloaters
Im Stückgut- bzw. Überlandtransport ist es seit vielen Jahren marktüblich, den
Dieselpreis zu indexieren, d.h. die ausgehandelten Frachtraten in einem bestimmten
zeitlichen Rhythmus an die Treibstoffpreise anzupassen. Dazu werden verschiedene
sogenannte Dieselfloater (Tabellen mit dem Verlauf des Dieselpreises) eingesetzt.
Aufgrund der ausserordentlichen Situation muss eine Indexierung jetzt auch in anderen
Sparten von den einzelnen Unternehmen rasch geprüft und gegebenenfalls mit den
Kunden ausgehandelt werden. Als nützliches Hilfsmittel stellt die ASTAG kostenlos eine
wöchentlich aktualisierte Dieselpreistabelle zur Verfügung. Sie findet sich auf
www.astag.ch unter Wissen / Betriebswirtschaft (Dieselpreise (astag.ch)).


• Wahl der richtigen Markt- und Preisstrategie
Die Mehrkosten können nicht allein durch die Strassentransportbranche getragen
werden. Somit muss mit Preiserhöhungen am Transportmarkt, sprich: mit höheren
Frachtraten gerechnet werden. Die konkreten Preisanpassungen, abhängig vorab von
Transportsparte, Betrieb und Selbstkosten, müssen jedoch individuell ausgehandeltwerden. Die ASTAG wird zwecks Sensibilisierung der Wirtschaft im Lauf Monats Juli
eine Medienmitteilung veröffentlichen und diese auch unter www.astag.ch publizieren.


Achtung:
Von Kostensteigerungen ist die gesamte Wirtschaft und das Gewerbe betroffen. Aufgrund
der Preissteigerungen bei Benzin, Diesel und Energie generell besteht schweizweit eine
grosse Sensibilität für die aktuelle Situation – aus persönlicher Erfahrung. Daher ist auch
das Verständnis für Preiserhöhungen bei Produkten und Dienstleistungen durchaus
vorhanden. Wie zahlreiche Rückmeldungen zeigen, werden Neuverhandlungen und
Preisanpassungen daher auch im Transportgewerbe derzeit gut akzeptiert.


Schlussbemerkung:
Die angespannte Kostensituation dürfte aller Voraussicht nach über einen längeren
Zeitraum andauern. Deshalb braucht es jetzt branchenweite Solidarität bei der
Kostenkalkulation. Wir sind uns bewusst, dass die Situation alles andere als einfach ist.
Kaum entspannt sich die Corona-Situation, warten die nächsten grosse
Herausforderungen. Doch das Schweizer Strassentransportgewerbe ist krisenresistent.
Dank unternehmerischem Geschick und Hartnäckigkeit gelingt es immer wieder, auch
schwierige Zeiten zu überstehen. Die ASTAG wünscht Ihnen viel Mut und die nötige
Ausdauer – gemeinsam sind wir stark! Gerne stehen wir Ihnen bei Fragen jederzeit zur
Verfügung.